Mein Terminplan im November war recht voll, deshalb hatte ich a) wenig Zeit für diesen Newsletter und b) wenig Zeit für journalistische Texte oder Beiträge, die mir Genuss bereiten (den hatte ich in diesem Monat eher durch Bücher). Nichtsdestrotrotz: Hier eine Liste, was mir aus dem November im Gedächtnis geblieben ist.
David Auerbach: Narrative Bunkers (Substack) "Die Verdrängung der Autorität der 'elitären' Meinung übersieht die Tatsache, dass nichts sie ersetzt hat - oder aber dass zu viel sie ersetzt hat.” David Auerbach verlässlich vielschichtig über Narrative und Gruppen-Identität im digitalen Zeitalter.
Matthew Perry changed the way America spoke (Economist, €) Im Economist-Nachruf auf “Friends”-Schauspieler Matthew Perry erfährt man sehr viel über seine besondere Form der Comedy, ohne dass der Suchtaspekt seiner Biografie ausgeklammert werden würde.
Anne Lamott: It’s good to remember: We are all on borrowed time (Washington Post, $) Die US-Schriftstellerin Anne Lamott über Hoffnungen und Realitäten des Älterwerdens.
John Lanchester: He-Said, They-Said (London Review of Books) Der ultimative Text über Sam Bankman-Fried, effektiven Altruismus und Michael Lewis’ umstrittene SBF-Biografie.
Mahmoud Muna: A Bookseller and Many Journalists (London Review of Books) Miniatur eines palästinensischen Buchhändlers aus Ostjerusalem, der (wieder einmal) den zahlreichen eingeflogenen Journalisten den Nahost-Konflikt erzählen soll. Das feinste Stück Medienkritik in diesem Monat.
Brendan I. Koerner: Watch This Guy Work, and You’ll Finally Understand the TikTok Era (Wired) Wie TikTok-Talentscouting funktioniert, wie Influencer auf Geheiß des gemeinsamen Management gegenseitig Content pushen. Ein Stück, das die Augen öffnet.
Pankaj Mishra: When the Barbarians Take Over (New York Review of Books, $) Pankaj Mishra rezensiert Uwe Wittstocks “Februar 33. Der Winter der Literatur” und spannt dabei gekonnt den Bogen zur gegenwärtigen Situation in Indien, die für Intellektuelle im Schatten des Hindu-Nationalismus Parallelen bereit hält.
Why America struggles to make friends abroad (Economist, $) Die Lexington-Kolumne über den imaginären Besuch des Präsidenten des Landes “Saffronia” in Washington zeigt die Widersprüchlichkeit der amerikanischen Außenpolitik auf.
Michael Deibert: The Famous and the Dead (Substack) Der langjährige Krisen-Reporter Michael Deibert findet zum Gaza-Krieg genau die richtigen Worte.
Joshua Citarella: Benjamin Bratton on Artificial Intelligence (Part 1) (Podcast) Sehr inspirierendes Gespräch über den aktuellen Stand und neue Konzepte für die Welt im Zeichen der Digitalität.
Greg Grandin: A People’s Obituary of Henry Kissinger (The Nation) Der Yale-Historiker Greg Grandin mit einer Art ideengeschichtlichem Blick auf Kissinger. Für mich der interessanteste Nachruf (habe aber auch nur ein paar gelesen).
Demnächst mal wieder mehr, bis dahin!
Johannes