Zum Ende des Monats eine Liste von Texten, Beiträgen und Berichterstattung, die ich im Dezember gut fand (Crossposting von meinem Blog).
Mark O'Connell: Shooting Werner Herzog (New York Review of Books, $) Unterhaltsame, humorvolle und doch in der Analyse tief gehende Rezension von Werner Herzogs Autobiographie. Inklusive der berühmten Szene, in der Herzog während eines BBC-Interviews mit einem Luftgewehr angeschossen wird.
Ivan Gayvanovych und Karina Beigelzimer: Kriegsalltag 2023 (Deutschlandfunk) Jeden Freitag erzählen die Journalisten in der Sendung "Europa heute" davon, über was man im ukrainischen Alltag gerade redet. Das ist natürlich kein allumfassender Panoramablick, schafft aber ein sehr differenziertes über die Komplexität, mit der auch in der ukrainischen Gesellschaft der Krieg und seine Folgen diskutiert werden.
Brahim Noroozi (Fotos) und Victoria Milko (Text): From sea to sand: Documenting the demise of the Aral Sea (Associated Press): Kein Geheimnis - ich halte die meisten so genannten "Scrollytellings" für verzichtbar, ein Relikt aus der zweiten Hälfte der Zehnerjahre. Anders ist das hier: Denn zur Geschichte, wie der Aralsee gerade austrocknet, gehören auch Fotos. Und diese Fotos von Fischern, die vor ihren verrosteten, auf Sand liegenden Kuttern liegen, sind alleine schon die Geschichte wert.
Hanif Abdurraqib: Let It Reed (Bookforum) Hanif Abdurraqib ist wahrscheinlich der Autor, der das Persönliche, den Zeitgeist und die Popkultur am besten zu verschmelzen weiß, um daraus beinahe lyrische Essays zu formen. Diese Rezension der Lou-Reed-Biographie hat mir geholfen, die Wartezeit auf sein nächstes Buch zu verkürzen, das im März erscheint.
Marie-Claire Koch und Falk Steiner: Lauterbachs Pläne für die Gesundheitsdaten-Revolution auf der Zielgeraden (heise.de) Ein Beispiel dafür, dass guter Journalismus nichts mit stilistischer Brillanz oder ungewöhnlichen Themen zu tun haben muss. Denn in diesem Text steht alles, was man über die Gesundheitsdatengesetze der Bundesregierung wissen muss - akribisch recherchiert, nacherfragt und detailliert eingeordnet.
Jon Mooallem: Michael Stipe Is Writing His Next Act. Slowly. (New York Times, $) Michael Stipe schafft es nicht, sein neues Soloalbum fertig zu schreiben. Warum? Weil er sich dauernd von seiner Faszination über die Welt und das Leben ablenken lässt. Eine Langzeit-Beobachtung, die jede Lektüre-Minute wert ist.
John Jeremiah Sullivan: Man Called Fran (Harpers) Im Haus von John Jeremiah Sullivan stinkt es. Gewohnt liebenswert und vielschichtig erzählt er von den Klempnern, die ihm bei der Behebung des Problems helfen. Und eröffnet damit weit mehr als nur den Blick auf einen Beruf.
Noah Sneider: The truth about Putin's shootdown (Economist, €) Die Geschichte des Abschusses von Flugs MH17 über der Ostukraine und die nachfolgenden internationalen Ermittlungen, nachgezeichnet als stimmiges Mosaik.
Bis zur nächsten Ausgabe!
Johannes